19. Juli 2017

Und dies ist das Ende....

SPRUCH DES TAGES

Ende gut, alles gut

oder in englisch

All's Well That Ends Well
- ein Stück von William Shakespeare

BILD DES TAGES




Jetzt habe ich mein Fahrrad bereits seit drei Tagen nicht mehr bewegt.

Und? Nein, es treten bisher noch keine Entzugserscheinungen auf!

In den vergangenen, ruhigen Tage habe ich meinen Muskelkater vom Auf- und Abstieg zum Haldenwanger Eck auskuriert. Ich hatte für vier Nächte ein sehr schönes Quartier im Gästehaus Färberei, das direkt im alten Ortskerns von Oberstorf gelegen ist. Altes Foto der Färberei im Jahre 1864:





 


Gästehaus Färberei heute


Von meinem Balkon aus hatte ich in den vergangenen Tagen bei bestem Wetter immer einen herrlichen Ausblick auf die Oberstdorfer Gipfel.



Welche Eindrücke meiner Reise bleiben jetzt besonders im Gedächtnis?
"1.550 unfall- und pannenfreie Kilometer in 20 Tagesetappen!" 
Bereits beeindruckend war der Start der Tour, als Kirsten, Christian und ich bei starkem Westwind am einsamen Strand des Ellenbogens auf Sylt das Hinweisschild zum nördlichsten Punkt Deutschlands suchen und gefunden haben.




 
Dann die ersten beiden Tage in Nordfriesland und in Dithmarschen, wo es relativ einsam ist und ich nur ganz wenige Fahrradfahrer auf der Straße antreffe. Dafür gibt es in dieser Region viele Windräder und noch mehr Schafe sowie in diesen ersten Tagen den nervigen Süd-Westwind schräg von vorne.


Nach dem Überqueren der Elbe und der Oste erreiche ich die Weser. Bevor ich mich auf den Weser-Radweg begebe, wird nochmals reichlich Sightseeing in meiner alten Heimatstadt betrieben.

Die fünf Bremer Stadtmusikanten 

Ab Nienburg wird der Weser-Radweg richtig schön und beeindruckt mit dem Weser-Bergland Panorama. Ebenso der anschließende Fulda-Radweg, der mich auch durch Kassel führt. Dort lasse ich mich kurz von der diesjährigen "documenta 14" inspirieren, das "Parthenon der verbotenen Bücher" ist sicherlich einzigartig.


Meine Beobachtungen auf den Fluß-Radwegen:
  • 95% der Radtouristen fahren flussabwärts 
  • Nur wenige so wie ich in Richtung Süden 
  • 80% der Reisegruppen sind "best-age" Ehepaare 
  • 99,5% der Männer fahren bei den Ehepaaren vorweg 
  • 85% der Radfahrer tragen tatsächlich einen Fahrradhelm 
  • Der Anteil der E-Bikes beträgt auf diesen Strecken ca. 40%, 
  • später im Allgäu und in Oberstdorf steigt die E-Bike Quote auf 70%!!!
"Unter Dampf - ohne Strom"


Im Gedächtnis bleibt mir auf jeden Fall auch Tag 12, der mich zunächst noch entlang der Fulda führt. Dann biege ich in Schmalnau auf den Radweg R2 ab. Damit geht es jetzt in die Hessische Rhön und ich muss über Anstiege bis auf fast 500 Meter Höhe hinauf.




Bergauf und bergab: bei 50 km/h bremst man dann schon mal ab, die 30 km/h kommen einem dann wieder langsam vor. Aber der nächste Anstieg kommt bestimmt.

Übrigens, mein zackiges "Moin" oder "Moin Moin" wird bereits ab Porta Westfalica nicht mehr erwidert. Zwischenzeitlich grüßt man sich mit "Hallo" oder "Guten Tag". Ab Donauwörth ist dann wieder alles klar mit "Grüß Gott" und "Servus"....

Die nächsten Tage am Main, im Spessart und in Franken sind dann geprägt von den vielen, gut erhaltenen mittelalterlichen, historischen Stadtkernen: die Burgenstadt Schlitz, Dinkelsbühl, Rothenburg ob der Tauber oder auch Nördlingen sind hier immer lohnenswerte Ziele für eine Pause.

Das muß man sich alles in Ruhe anschauen und genießen :




Insgesamt fahre ich durch sieben (7!) Bundesländer:

Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg sowie Bayern.

Und was ich noch gelernt habe:
Diese Flagge ist weiss-blau und nicht blau-weiss!

Frohe Arbeit, frohes Feiern, reiche Ernten jedem Gau!
Gott mit dir, du Land der Bayern unterm Himmel, weiß und blau!  
aus Bayernhymne
Dann überquere ich bei Donauwörth die Donau und über Fischach bei Augsburg erreiche ich Bad Wörishofen. Danach kann ich für die restlichen Tage das geniale Alpenpanorama und die herrlichen Fahrradstrecken im Allgäu genießen.




Am Tag 22 erreiche ich Oberstdorf, die südlichste Gemeinde in Deutschland. Dort erwerbe ich am Abend noch eine Wanderkarte sowie knöchelhohe Wanderstiefel für die abschließende Etappe zum Haldenwanger Eck.

Es wird ein genialer Tag mit radfahren und schieben auf den Wegen im Rappenalptal bis auf 1.400 Meter Höhe. Die restlichen Anstiege auf Wanderpfaden und Wiesen oberhalb der Baumgrenze lege ich dann zu Fuß zurück.



Gegen 14:00 erreiche ich dann auf über 1.800 Meter über Sylt das Ziel meiner Reise, den Grenzpunkt Nr. 147 nahe dem Haldenwanger Eck. Perfektes Wetter, ein emotionales Hoch und die super Aussicht über die deutschen und österreichischen Alpen lassen mich über das ganze Gesicht erstrahlen.

Von meinen 1.000+ geschossenen Fotos ist dieses das Beste:


An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an alle Follower, Sponsoren und Unterstützer der Spendenaktion.
Der Förderverein des Turnvereins Eintracht Algermissen e.V. sowie die Abteilungen Lauftreff und Leichtathletik bedanken sich zusammen mit mir für die über 2.000 Euro Spenden, die während meiner Tour eingezahlt wurden.
"Ende gut, alles gut!"
Damit möchte ich diesen Blog und meine Berichterstattung von meiner Fahrrad-Spendentour beenden.

Beste Grüße von
Carsten Düvell